Meine Notizbücher

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Ich habe letztens meine alten Notizbücher ausgegraben und gemerkt, wie viele das inzwischen sind. Das sind alle Notizbücher, die ich seit ich etwa 13 bin, gefüllt habe. Alles meine Ideen, Zeichnungen und Tagebucheinträge! Inspiriert haben mich meine Oma und meine ältere Schwester (beides großartige Malerinnen), die mich aufforderten meine Beobachtungen in dieser Form festzuhalten. Auch das Buch "Die Erfindung des Lebens" von Hanns-Josef Ortheil beschreibt sehr detailliert, wie es dem Protagonisten im Leben geholfen hat, Tagebuch zu führen und hat mich dazu angeregt. 

Ich setze mir dabei keine formalen Regeln. Es dürfen Texte, krakelige Stichworte oder Zeichnungen sein. Wenn ich versuche, eine bestimmte Struktur einzuhalten und jemanden nachzuahmen, bin ich gar nicht mehr bei mir und die Seiten bleiben leer.

Jedes Notizbuch ist anders. Manchmal hatte ich Lust, es von außen zu gestalten, manchmal blieb es ganz clean. Inzwischen benutze ich auch meine Notizenapp und schreibe meine Gedanken dort auf. Keine Bewertungen nach Inhalt oder Form. Nur das Bedürfnis, es festzuhalten und weiter zu verwerten oder eben auch nicht. Dabei soll ganz klar gesagt sein: Es gibt keine Notwendigkeit für Schönschrift. Ich weiß, dass ich oft nicht anfange, weil ich besorgt bin, das schöne Notizbuch zu versauen. Aber was nützt das? Fängt man dann an?

Ich glaube nämlich, es geht nicht darum, dass mir die Notizen nachher viel Informationen bringen. Ich glaube, dass das Aufschreiben selbst schon etwas bewirkt. Dass das Formulieren der Gedankenblitze in Worte strukturierend wirkt oder realer macht oder mich sie nochmal anders verstehen lässt. Ich glaube, dass das Aufschreiben auch das Beobachten verändert.

Da muss ich an das hier denken:

Joseph Beuys „How to be an artist“:

Lerne Schlangen zu beobachten.
Pflanze unmögliche Gärten.
Lade jemand Gefährlichen zum Tee ein.
Mache kleine Zeichen, die „ja“ sagen und Verteile sie überall in deinem Haus.
Werde ein Freund von Freiheit und Unsicherheit.
Freue dich auf Träume. Weine bei Kinofilmen. Schaukel so hoch du kannst
mit einer Schaukel bei Mondlicht.
Pflege verschiedene Stimmungen.
Verweigere dich „verantwortlich“ zu sein.
Tue es aus Liebe.
Mache eine Menge Nickerchen. Gib weiter Geld aus. Mache es jetzt. Das Geld wird folgen.
Glaube an Zauberei. Lache eine Menge.
Bade im Mondlicht.
Träume wilde, phantastische Träume.
Zeichne auf die Wände. Lies jeden Tag.
Stell dir vor, du wärst verzaubert. Kichere mit Kindern.
Höre alten Leuten zu. Öffne dich. Tauche ein.
Sei frei. Preise dich selbst.
Lass die Angst fallen.
Spiele mit allem.
Unterhalte das Kinde in dir.
Du bist unschuldig.
Baue eine Burg aus Decken.
Werde nass.
Umarme Bäume.
Schreibe Liebesbriefe.
… und ich sage: Tanze so viel wie möglich.